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Heimatkunde
An dieser Stelle möchte ich auf das Buch von meinem leider schon sehr früh verstorbenen Freund Wolfgang Borchert hinweisen. Viele Geschichten und Berichte konnte ich aus dem 1998 erschienen Buch „Manderbach im Wandel der Zeiten“ entnehmen und für diese Homepage überarbeiten. Auch in Diesem Buch findet man interessantes aus vergangener Schulzeit. "Schulchronik Grundschule Manderbach 1817-1971" Wegen reger Nachfrage wurden die beiden Bücher neu gedruckt und können bei Reimund Kloft bestellt und gekauft werden. Tel.: 02771 32472 "Manderbach im Wandel der Zeit", 132 Seiten kostet 10,- € "Schulchronik Grundschule Manderbach 1817-1971", 372 Seiten kostet 15,- €
Der Hauberg
Auch in Manderbach wurde, wie überall im nördlichen Dillkreis, in früheren Jahren Haubergs Wirtschaft betrieben. Die Hauberggenossenschaft ist eine Spezialform einer Genossenschaft, bei der die Genossenschaftsmitglieder gemeinsam die forstwirtschaftliche Nutzung eines bewaldeten Gebietes übernehmen. Die Hauberge sind ungeteiltes und unteilbares (ideelles) Gesamteigentum der Genossenschaft, die Anteile an der Genossenschaft, sogenannte Haubergs Pfennige können vererbt und verkauft werden. Die Hauberggenossenschaft wird als Körperschaft des öffentlichen Rechts angesehen und kann unter ihrem Namen Rechte erwerben und Verbindlichkeiten eingehen, Eigentum und andere dingliche Rechte an Grundstücken erwerben, vor Gericht klagen oder verklagt werden. In Manderbach war es etwas anders geregelt. Hier wurde der Hauberg von der Gemeinde verwaltet und die Anteile mussten jährlich neu erworben werden.
Der Hauberg ist ein Eichen-, Birken-, Niederwald, in dem vereinzelt auch andere Baumarten eingestreut sind. Mit einer Umtriebszeit von 16 bis 20 Jahren wird der Hauberg durch Kahlschlag derart „auf den Stock gesetzt“, dass die Bäume wieder ausschlagen und der Zyklus erneut beginnt. Nur im Jahr nach dem Kahlschlag wurde die Fläche zur Aussaat von Getreide genutzt. In Jahren reicher Eichelmast wurden die Schweine im Hauberg gehütet. Eichenrinde, insbesondere die Spiegelrinde junger Eichen, enthält 10-11% Reingerbstoff und eignet sich deshalb vorzüglich zum Gerben von Tierhäuten zu hochwertigem, strapazierfähigem Leder.
Die Eichenrinde ("Lohe") wird am stehenden Stamm gewonnen, indem man die Stämmchen zur Zeit des Laubaustriebs der Eichen mittels eines Spezialwerkzeugs, des Lohlöffels oder Schöwwels bis in 4-5m Höhe entrindet. Die Rindenröhre bleibt einige Tage lang zum Trocknen am geschälten Stamm hängen, um sie danach abzureißen, zu verwiegen und an die Lohmühle bzw. Gerberei abzugeben. Die geschälten Eichenstangen werden möglichst bald nach der Abnahme der Lohe, ähnlich wie einige Wochen zuvor die Weichhölzer, dicht über dem Erdboden abgetrennt. Die Schälstangen wurden ursprünglich wie die Weichholzstangen ausschließlich zur Verkohlung verwendet. Heute dienen sie als Brennholz oder werden zur Herstellung rustikaler Gartenmöbel verarbeitet. Das Reisig der Schäleichen wurde zu Schanzen gebunden und im Backhaus verbrannt.
Mit dem Rückgang der Nachfrage nach Gerberlohe und Holzkohle hat die Bewirtschaftungsform ihre Bedeutung verloren. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden deshalb umfangreiche Flächen in Hochwaldnutzung überführt. Die noch verbliebenen Niederwaldbestände dienen fast ausschließlich der Brennholz- und Industrieholzgewinnung.
Der Maimann
Der Maimann ist eine mindestens bis in die Mitte des19. Jahrhunderts belegte Traditionsfigur. Besonders im nördlichen Teil des mittelhessischen Lahn-Dill-Kreises (Ortsteile Dietzhölztals und Stadtteile Haigers) wird diese Tradition an Pfingsten noch gepflegt. Auch in Manderbach wurde der Maimann von den Jungen des Konfirmanden Jahrganges (früher die Schulabgänger) noch bis zum Jahre 1962 durch das Dorf geführt. Lediglich in Rittershausen hat die alte Tradition noch Bestand. Der laubgeschmückte Maimann soll den Sieg des Sommers über den Winter zeigen. Da aber Anfang April noch nicht genügend Buchenlaub zur Verfügung steht, wird dieses Brauchtum im späten Mai gefeiert. Der Maimann war jedes Jahr zu Pfingsten in den Dörfern anzutreffen. Vor der eigentlichen Maimann-Wanderung durch das Dorf müssen die Jugendlichen zunächst einige Vorbereitungen treffen: Das Laub (Buchenlaub oder Maaj) wird aus den Wäldern zu einer Scheune transportiert, in der der Maimann eingekleidet wird. In einer knapp zwei Stunden dauernden Prozedur wird der Maimann, von den Füßen beginnend, in das Laub eingebunden. Niemand darf wissen, wer sich unter dem Laubkleid versteckt, so dass das Laub sehr dicht und sehr fest befestigt werden muss. Nach dem Einkleiden marschiert der Maimann unter Begleitung aller Dorf-Jugendlichen durch das Dorf und sammelt von den Dorfbewohnern seinen Tribut ein. Dabei Singen alle Begleiter das Maischelied, in dem sie für den Maimann Wurst, Eier und Speck verlangen. Im Anschluss an diese Wanderung wird aus den gesammelten Zutaten ein Eierkuchen gebacken, der von allen Beteiligten verspeist wird.
Der Wiesengrund
Im Wiesengrund gibt es nur wenige Gewannwege und die meisten Wiesen können nur über das Eigentum eines anderen erreicht werden. Wenn es im Juni Zeit für die Heuernte war, machte der Polizeidiener folgende Bekanntmachung: „Ab Montag, 17:00 Uhr, ist das Mähen im Wiesengrund und im Höfchen aufgetan.“ Dieser mündliche Bekanntmachung in den Dorfstraßen Manderbachs ging das Gebimmel der Ortsschelle voraus. Zusätzlich zur Bekanntmachung des Polizeidieners wurde das Mähen des Wiesengrundes zu Beginn pünktlich mit Glockengeläut freigegeben.
Dann kam es zu einem emsigen Treiben im Wiesengrund. Viele Männer, Frauen und Kinder gingen mit Sensen, Rechen und Gabeln an die Arbeit. Nach dem Mähen wurde das Gras durch mehrmaliges Wenden und mit Hilfe von Sonne und Wind getrocknet. Bevor dann der mit Kühen bespannte Erntewagen an der Wiese eintraf, wurde das Heu zusammengerecht. Anschließend wurde es auf den Erntewagen geladen und mit dem Wiesenbaum und Bindeseilen festgebunden. Der Wiesenbaum war eine bis zu 8 m lange und ca. 10 cm dicke Stange, die zum Befestigen der Bindeseile am vorderen Ende eine Einkerbung hatte. Auf der Heimfahrt saßen die Helfer oft oben auf dem beladenen Heuwagen. Beim Abladen des Heus in der Scheune war es immer sehr heiß und daher halfen die Kinder auch wegen des entstehenden Staubes nur ungern.
Die Spatgrube in Manderbach
In der Grube „Himrain“ wurde ab 1903 Schwerspat (Baryt) gefördert. In den ersten Jahren wurde das Gestein mit Pferdewagen zum Bahnhof Frohnhausen gefahren. 1919 baute man eine Feldbahn bis zur Verladerampe am Frohnhäuser Weg. Der Weitertransport erfolgte dann wieder mit Pferdefuhrwerke nach Frohnhausen. Mussten die Lohren durch ihr Gewicht bergab gebremst werden, so benötigte man zwei schwere Pferde, die nun die leeren Loren wieder zu Grube zogen. Ab 1922 verlegte man die Verladerampe an den Weidelbacher Weg (Hennweg) und für den Weitertransport nahm man Lastkraftwagen. Der mühselige Abtransport des Gesteins zum Bahnhof Frohnhausen wurde durch den Bau einer Seilbahn im Jahre 1924 wesentlich erleichtert. Mit der Eisenbahn wurden die Schwerspatsteine dann ins Ruhrgebiet transportiert und dort verarbeitet. Entstehung: In der Grube „Himrain“ liegt der Schwerspat in unter devonischem Quarzit (Ems-Quarzit) und Tonschiefer Gängen vor und ist mit Eisen- und Manganhydroxid eingefärbt und deshalb gelb verfärbt. Die Verwendung war daher nur eingeschränkt möglich.
Im Jahre 1931 wurde der Grubenbetreib wegen Zahlungsschwierigkeiten der Betreiber eingestellt. Aber ab 1946 hat man nochmals für kurze Zeit oberhalb des alten Bergwerkstollens einen neuen Stollen getrieben und Schwerspat gefördert. Schon bald erkannte man, dass sich diese Arbeiten nicht mehr lohnten; der Betrieb wurde 1952 endgültig eingestellt. Noch heute kann man am südöstlich Hang vom Manderbacher Hausberg, dem „Hemmrain“, die Reste der Waschbecken und auch die Fundamente der Seilbahn erkennen. Auch findet man hier noch immer zahlreiche Schwerspat Steine.
Die Grube „Endlich“ bei ManderbachAm Fuße der Löhren, zwischen Manderbach und Sechshelden, befindet sich kurz unterhalb des Waldrandes der Eingang zu einem alten Stollen, im Manderbacher Volksmund Schiefergrube genannt, wegen der Schieferhalde am Stolleneingang. In diesem Bergwerk wurde tatsächlich vor allem Bleierz gewonnen. Schon im Jahre 1869 wurde beim königlichen Oberbergamt ein Antrag auf den Abbau von Kupfer-, Blei-, und Eisenerz in dieser Grube gestellt. Der Betrieb stellte sich als sehr beschwerlich heraus und ging nur schleppend voran. Die Arbeiten wurden immer wieder unterbrochen. Vermutlich wegen des zu dürftigen Vorkommens, wurde um 1900 der Grubenbetrieb ganz eingestellt. Die neuen Versuche in den Jahren 1946 bis 1949 blieben erfolglos. Die Rechte für das Berwerksfeld erloschen schließlich im Jahre 1989.
Frühzeitliche Siedlungen im Manderbacher Raum
Eisenzeitliche SiedlungWährend der angehenden Frühlatenezeit und beginnenden Mittellatenezeit wurde der Mittelgebirgsraum neuen Kulturströmungen unterworfen. Während dieser Zeit kam es zu einer Umstrukturierung im Siedlungsgefüge des Hessischen-Westfälischen Berglandes. die „‘Burg“ bei Rittershausen ablöste. Da die unbefestigten Siedlungen bisher kaum erforscht sind, lässt sich nicht feststellen, wie weit diese von solchen Veränderungsprozessen ebenfalls betroffen waren. Darüber hinaus hat es den Anschein dass sich dieser Phase erstmals größere Podien Felder mit Ackerterrassen zuweisen lassen. Damit lägen erstmals Hinweise auf weilerartige Siedlungsstrukturen vor, wobei unklar ist, wie viele Podien zu einer Hofstelle gerechnet werden müssen und wie viele zeitgleich genutzt wurden.
Schürfstellen auf Kupfer Anschließend wurde ein neues Vorkommen gesucht. Der Platz konnte über die Radiokohlenstoff-Datierung in die Zeit zwischen 377 und 173 v. Chr. datiert werden. In den Wäldern um den Himberg gab und gibt es immer wieder Funde latènezeitlicher Keramik und in den 1950er Jahren konnten eine Gruppe von Siedlungspodien anhand solcher Funde als latènezeitlich angesprochen werden. Am Rand dieser Gruppe wurden 1992 die Reste eines Kupferverhüttungsofens und einer dazugehörigen Schlackenhalde ergraben.
Die wohl hauptsächliche agrarisch ausgerichtete Siedlung mit ihren handwerklichen Einrichtungen steht zeitlich zwischen der "Burg" bei Dietzhölztal-Rittershausen und der Anlage auf dem "Heunstein" bei Dillenburg, so dass sich eine 400 jährige Kontinuität latènezeitlicher Besiedlung im Dillenburger Land abzeichnet. Früher war mehr Lametta. Wie die Landschaft so ist auch die Heimatsprache bei uns sehr unterschiedlich. Früher hat man in jeden Dorf einen anderen Dialekt (Platt) gesprochen. Heute bemüht sich leider jeder um eine akzentfreie Sprache. Das ist auch in dieser globalen, technischen und oft auch sehr hektischen Zeit gar nicht anders möglich. Das Artensterben betrifft aber nicht nur Flora und Fauna, sondern auch die verschiedenen Mundarten. In manchen Dörfern versuchen die Heimatvereine das Wissen um diese alte Sprache zu erhalten. In Manderbach haben die Landfrauen oft bei dörflichen Veranstaltungen mit ihren lustigen Manderbacher-Platt Sketche im Dorfgemeinschaftshaus für beste Unterhaltung gesorgt. Leider hat sich der Verein im Jahre 2016 aufgelöst. Illo Weber von den Manderbacher Landfrauen hat sehr viele "platte" Ausdrücke gesammelt. Einige davon findet ihr hier:
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